Aggression, Großzügigkeit und Vertrauen

Newsletter  |  Mai 2017

Aggression, Großzügigkeit, Vertrauen – ein explosives Trio bittet um Ihre Aufmerksamkeit. Ob aber diese drei Solisten überhaupt zum Trio oder gar zum Dreieck werden können, wird sich erst noch zeigen.

Hätten Sie Ihren Chef oder Ihre Chefin manchmal gern etwas aggressiver, großzügiger oder vertrauensvoller?

Sind Sie als Chefin oder Chef genügend aggressiv, großzügig oder vertrauensvoll?

Wissen Sie, was Ihre KollegInnen und MitarbeiterInnen sich diesbezüglich von Ihnen wünschen? Haben Sie sie einmal danach gefragt?

Wird Aggression in Ihrem Unternehmen als Eigenschaft von Führungspersonen geschätzt – hinter vorgehaltener Hand oder auch ganz offen?

Ein Team-Workshop, in dem wir am individuellen Umgang mit der eigenen Aggression arbeiteten, führte die Teilnehmer auch zu der

Aggressionskultur, die in ihren Unternehmen gepflegt wird. Solche Fragen beschäftigen uns seitdem weiter. Wir finden das Thema Aggression wichtig, auch weil es häufig in einer Schmuddelecke versteckt wird und dort ein munteres Schattendasein führt.

Aggression!!!

Angriff, Überfall, feindselige Einstellung: Das ist die Brockhaus-Definition von Aggression. Im menschlichen Leben zeigt sich das als Angriffs- oder Drohverhalten, in Rivalität und Rangordnungskämpfen. Wer denkt da nicht sofort an Beispiele wie den Kampf um die Marktführerschaft? An den sogenannten „war for talents“? An „atemberaubende Performance durch verschärftes Design“ (Audi R8)?

Die Sprache des Business ist mit der größten Selbstverständlichkeit bewusst kriegerisch und aggressiv, und wenn sie ein Thema als „soft“ bezeichnet, ist damit klar, dass dieses Thema keine Priorität hat und bestenfalls auf einer Warteliste landet.

Aggression, die eigene und die der anderen, gehört zum Leben dazu. Sie ist eine urwüchsige Kraft, die an vielen Stellen gebraucht wird: als Bewegungsenergie, um Grenzen zu überschreiten, für Veränderungen, für qualitatives Wachstum.

Großzügigkeit!

Großzügig ist eine Haltung, die bewusst darauf verzichtet, alles auszureizen, um einen Gegenspieler zu besiegen. Für Schachspieler sicher keine vernünftige Strategie, für Menschen hingegen, die in Unternehmen und Teams zusammenarbeiten und immer besser werden möchten, unumgänglich.

Großzügigkeit öffnet Räume, in denen sich etwas entfalten kann. Sie lädt dazu ein, etwas zu entdecken, offen und neugierig zu sein. Man kann sich von ihr inspirieren und sogar anstecken lassen.

Großzügigkeit ist ein Geschenk, das man machen kann, aber niemals machen muss. Sie ist ein souveräner individueller Akt.

Vertrauen!

Vertrauen ist bedingungslos und sehr persönlich. Man vertraut nicht mal schnell nebenbei oder aus Versehen, sondern bewusst. Ebenso wie Großzügigkeit lässt es sich nicht verlangen oder gar einklagen, weshalb ein Satz wie „Wir vertrauen uns hier alle“ ein Alarmsignal sein kann.

Vertrauen ist kontextabhängig.

Vertrauen schafft eine Basis der Ruhe, auf der etwas möglich wird. Vertrauen entspannt. Wer vertraut, ist nicht allein. Vertrauen erlaubt sogar, Angst zu haben und dabei zu spüren, was die Angst eigentlich sagen möchte. Das führt zu Kreativität und Mut. Es führt zu der Bereitschaft, auch mal ein Risiko einzugehen und zu den Konsequenzen zu stehen.

Worum es wirklich 

Uns geht es in diesem Jahr um die Zukunft. Darum, sie werden zu lassen, selbst zukunftsfähig zu werden und in die Zukunft zu führen. Und dabei möglicherweise zu erleben, dass es letztlich immer um etwas Zukünftiges und zu großen Teilen Unbekanntes geht. Das braucht die Bewegungsenergie der Aggression, und es braucht Großzügigkeit und Vertrauen, um diese Energie zu nutzen.

Was auch gebraucht wird, ist Verletzlichkeit: Sie hat etwas sehr Verbindendes und schafft Zugänge zu dem, was jeden Menschen individuell ausmacht. Sie ist berührend und manchmal zum Weinen schön. Sie hört den Zweifel an und lacht gern.

Verletzlichkeit ist eine bewusste Haltung, die eigene Irrtümer für möglich hält und sich nicht verteidigen muss, wenn sie angegriffen wird. Sie interessiert sich für den Aggressor, seine Ziele und Beweggründe, und lernt so dazu.

Und jetzt? Action!

Machen Sie Aggression zu einem zukunftsfähigen Thema in Ihrem Feld, lernen Sie sie kennen, sprechen Sie mit anderen darüber und üben Sie, bewusst mit ihr umzugehen.

  • Setzen Sie sich für eine Aggressionskultur ein, die alle zur Wirkung kommen lässt.
  • Seien Sie großzügig und praktizieren Sie lebendiges Vertrauen.
  • Bringen Sie sich selbst und andere so oft wie möglich zum Lachen.

Verletzlichkeit ist eine bewusste Haltung, die eigene Irrtümer für möglich hält und sich nicht verteidigen muss, wenn sie angegriffen wird. Sie interessiert sich für den Aggressor, seine Ziele und Beweggründe, und lernt so dazu.