Verzweiflung durch ungeheuren Druck
Newsletter | Mai 2012
Hurra, um halb zehn abends ist es draußen noch so hell, dass man fast die Zeitung lesen könnte. Das geht nur zu dieser Jahreszeit, deren Zeitgeister wunderbar helle Abende bescheren (länger werden die Abende entgegen dem Sprachgebrauch
leider nicht wirklich).
Auch Ortsgeister spielen hinein: in
Brüssel zum Beispiel kann man um diese Zeit tatsächlich die Zeitung draußen lesen – und nicht nur „fast“ wie hier im Rhein-Main Gebiet.
Unser Thema heute ist so dunkel, dass wir darüber nur im hellen Mai schreiben können – gut, dass es ihn gibt.
Verzweiflung durch ungeheuren Druck – ein blödes Thema, das kaum einen Ausweg zulässt – zum Verzweifeln eben.
Wenn da nicht die Ortsgeister ganz besonderer Orte wären und die liebenswürdigen Maien-Zeitgeister mit ihren blühenden Wiesen, Maiglöckchen, Flieder, den ersten Rosen … Lesen Sie weiter und erfahren Sie aus sicherer Entfernung, wie man durch die Verzweiflung hindurchwandern und auf der anderen Seite wieder herauskommen kann. Um dort das Leben von einer seiner schönsten Seiten zu sehen.
Wenn Sie selbständig sind, Ihr Berufsleben der Akquisition und dem Verkaufen gewidmet haben, wenn Sie kreativ arbeiten oder es Ihre Aufgabe ist, in jedem Spiel mindestens ein Tor zu schießen, dann kennen Sie das: es läuft nicht, die Zeit wird immer knapper, die Komplexität (vornehmes Wort für Sch…-Situation) steigt, und die Uhr tickt immer lauter ihr „gleich ist Schluss“.
Die Stimme der Verzweiflung
Das ist die Stimme der Verzweiflung. Falls Sie sie kennen, haben Sie noch die Zeit, um zuzuhören, was sie sagt?
Als wir bei uns hineingehört haben, kam: „es gibt keinen Weg mehr zurück – du musst weiter“. Dann „was du auch machst, es wird nicht reichen“. Dann war
da das Gefühl, immer wieder von vorn anfangen zu müssen. Und ganz unerbittlich die Sichtweise „da musst du hin – und nur da hin.“ Und gleichzeitig die Überzeugung: „dieser Ort ist mit meinen Kräften nicht zu erreichen“. Denn erstens hat es noch nie geklappt, zweitens „da bin ich noch nie rausgekommen“, drittens werden sich immer neue Hindernisse in den Weg stellen, und viertens ist klar: „immer wenn ich im Flow bin, geht es sofort wieder kaputt“.
Weitere Einwände fallen Ihnen vielleicht selbst ein – denken Sie einfach an aktuelle politische Entscheidungen,
an Ihre Wettbewerber, Ihre Eltern, Ihren Partner oder Ihre Partnerin.
Das Urproblem: Verschmelzung
Wenn wir diesen Stimmen zuhören, dann fällt auf: sie lassen keinen Raum mehr für Überraschung, Entfaltung und Wunder. Das Unvermeidliche und Aussichtslose ist allumfassend und unendlich.
Es ist, als wären alle Räume zu einem einzigen Raum verschmolzen, der alles schluckt und alles gleich macht. Nichts kann mehr geschehen, ohne alles andere mitzureißen. Wenn eins leidet, muss alles mitleiden.
Alles Verschiedenartige ist verschwunden: Individuen, Beziehungen, Verbündete mit besonderen Fähigkeiten, Chancen, die Aussicht auf Glück. Vor allem die Träume, die sonst voller Überraschungen sind, wurden ersetzt durch den einen Albtraum „für mich gibt es gar nichts mehr“. Von diesem Albtraum bleibt nichts verschont, alles ist restlos mit ihm verschmolzen.
Distanz befreit: etwas muss gehen
Wenn man beschließt, die Verzweiflung und diesen ungeheuren Druck nur als das Zweitbeste anzusehen, dann könnte man sich unter günstigen Umständen (zum Beispiel im Mai) auch aufmachen, um das Beste zu erreichen.
Günstige Umstände sind eine solide technische Erklärung; wenn wir uns aufs Träumen einlassen, sehen wir an dieser Stelle begünstigende Orts- und Zeitgeister am Werk.
Damit es losgehen kann, würdigen Sie als erstes die Verzweiflung und den ungeheuren Druck, der hinter ihr steht. Beide sind wirklich da, und man kann sie nicht einfach zum Verschwinden bringen. Nehmen Sie sie so deutlich wie möglich wahr und heißen Sie sie willkommen. Sie melden sich so vehement bei Ihnen, weil etwas zu tun ist.
Checken Sie als nächstes, ob Sie sich an einem Ort befinden, an dem Sie sich wohlfühlen können. Wenn nicht, suchen Sie sich flugs einen solchen Ort und spüren Sie, dass und wie Sie sich dort wohlfühlen. Sie kommen dabei mit den „Geistern“ dieses Ortes in Kontakt, und zwar so,dass Sie sich von ihnen überraschen lassen.
Jetzt, wenn Sie sich wohlfühlen, können Sie sich fragen, was sie nun nicht mehr brauchen. Bei uns zeigte sich als Antwort das Bedürfnis,
alles unbedingt vorher genau wissen zu müssen. Von diesem Bedürfnis können wir uns lösen und gewinnen damit sofort einen angenehmen Abstand zu der großen Verzweiflung.
Zu einem anderen Zeitpunkt gäbe es vielleicht eine andere Antwort, denn Ideen, Gedankenblitze, Überraschungen und gute Einfälle hängen mit bestimmten günstigen Momenten zusammen. Das ist der Einflussbereich der Zeitgeister.
Der Lösungsraum
Wenn Sie sich so auf den Weg gemacht haben, könnte es sein, dass Sie sich bereits an einem anderen seelischen Ort
befinden als zu Beginn. Sie könnten das daran erkennen, dass ein winziger Hauch von Vertrauen entstanden ist: „es könnte etwas daraus werden, wenn ich es wirklich anfassen will“.
Wenn Sie Werkzeuge von Fendel & Partner benutzen, dann könnten Sie sich fragen, welche der 5 Top-Führungsqualitäten (Verletzlichkeit, Vertrauen, Kreativität, Souveränität, Geduld) jetzt für Sie die
die hilfreichste ist – sei es, weil sie Sie anspricht, sei es, weil Sie sie gerade für völlig uninteressant halten.
Sie sind jetzt auf dem Weg zur Lösung, denn Sie lösen die Verschmelzung auf.
Kultur – ein Raum, der hilft und der belebt werden will
Falls Sie schon ungeduldig geworden sind und endlich wissen wollen, was die Kultur mit all dem zu tun hat, hier kommt’s:
Wir sehen eine gut gepflegte Kultur in Unternehmen und Teams als einen Faktor, der Sicherheit gibt: für Neues, für Überraschungen, für Glück. Dazu muss sie einen Raum bieten, der akzeptiert und respektiert, was ist. Also auch Verzweiflung und ungeheuren Druck.
Das schafft einen Rahmen, der auch in schwierigen Situationen Lösungen für möglich hält und sie damit möglich macht.
Diese Kultur weiß, dass immer ein Weg zu gehen ist, der seine Zeit braucht. Sie kennt gute Orte, begünstigt richtige Momente und ist belebt von Menschen, die zur Verfügung stehen.
Außerdem ist diese Kultur lernfähig, weil sie in Interaktion ist mit den Menschen, die in ihr leben und arbeiten. Sie entwickelt sich weiter, wächst mit und unterstützt immer besser das, was Ihre Kunden von Ihnen brauchen und an Ihnen schätzen. Wenn Sie sich also für die Kultur in Ihrem Unternehmen oder Ihrem Team mitverantwortlich fühlen, dann nehmen Sie unbedingt die Verzweiflung und den Druck wahr, unter dem Sie oder andere vielleicht stehen. Da gibt es Input für einen nächsten Schritt, der zu tun ist. Es könnte sogar sein, dass da Momente von Glück warten. Denn auch dafür ist Kultur da.