Vielfalt sucht Coolspot

Newsletter  |  Juni 2013

In unserem letzten Newsletter haben wir ein Loblied auf die Vielfalt gesungen. Wir haben angedeutet, dass sie Unruhe und sogar Furcht auslösen kann, und wir haben den kühnen Vorschlag gemacht, ihr mit Bescheidenheit zu begegnen. So kamen wir zum inneren Diversity Management, dem Umgang mit der Vielfalt im eigenen Inneren. Das war der erste Schritt, und heute wollen wir einen Schritt weiter gehen: zum Umgang mit Vielfalt in Teams und Organisationen. Wie können Führende oder Facilitatoren mit der Vielfalt umgehen, die ihnen in unterschiedlichen Feldern begegnet? Und die sich manchmal präsentiert wie die „Horde auf dem Affenfelsen“?

Vielfalt sucht Coolspot

So pflegte es ein alter Herr auszudrücken, der dabei das Paviangehege des Kölner Zoos vor Augen hatte. Er meinte das Gewusel, Geschrei und Gezänk der Affen – für ihn ein Inbegriff dessen, was wir Hotspot nennen. Eine gewisse Konfliktfreude ist sicher hilfreich, aber wohin kommt man damit?

Wenn es gut läuft: zum Coolspot, einem Königsweg für den konstruktiven und wachstumsfördernden Umgang mit Vielfalt.

Ohne Hotspots geht eigentlich nichts

Wo Vielfalt ist, da gibt es auch Hotspots oder Brennpunkte, denn Vielfalt erzeugt oft Konflikte, Streit, Wut und Ärger. Wir behaupten sogar: Vielfalt ohne Hotspots ist gar keine Vielfalt, denn da gäbe es keinerlei Herausforderung, sich mit Unbekanntem oder Unerwünschtem zu beschäftigen.

Hotspots gibt es mit Kunden, Mitarbeitern, Kollegen und Lieferanten, in der Politik, im Kartellamt, auf der Straße. In einem Brennpunkt prallen vollkommen entgegengesetzte Positionen aufeinander. Oft ist nicht einmal eine Verständigung möglich, ganz zu schweigen von einem Deal oder gar einer Einigung.

Die Kunst liegt dann darin, die Tür nicht zuzuschlagen und sich beleidigt oder gekränkt zurückzuziehen, sondern sie immer weiter zu öffnen und so einen Gesprächsraum entstehen zu lassen. Das ist der erste Schritt zum Coolspot.

Vorwärts und nicht zurück

Ein Coolspot ist immer ein neuer Zustand. Er kommt dadurch zustande, dass man
etwas gelernt und blinde Flecken aufgelöst hat („I was blind, but now I see“ heißt es in „Amazing Grace“). Man sieht „mit anderen Augen“, plötzlich wird etwas „klar“ – und nicht nur bei einem, sondern bei den meisten oder sogar allen Beteiligten ist es so.

Der Coolspot ist das Ergebnis einer Perspektivenveränderung. Etwas hat sich
umgewandelt. Wenn es zu einem Coolspot kommt, hat man über die eigenen und die gegnerischen Positionen etwas gelernt, das man vorher nicht wusste. Man hat die gegnerischen Überzeugungen gleichberechtigt neben die eigenen gestellt. Man hat die Beweggründe kennengelernt, die zu diesen Positionen führen

Coolspots sind cool …

Etwas Unerwartetes und Wunderbares tritt ein, eine Erleichterung, etwas (Er)-Lösendes. Man kann es körperlich spüren: der Druck lässt nach, die Luft ist raus, die Atmosphäre kühlt ab. Man fühlt in sich etwas wie inneren Frieden, man fühlt sich mit den anderen auf unerklärliche Weise verbunden, man kann sich wieder in die Augen sehen, hat eine neue gemeinsame Basis erreicht, es ist geschafft

Coolspots sind cool ...

…und brauchen einen Rahmen

Diesen Moment gilt es wahrzunehmen und deutlich zu kommunizieren, damit er für alle zu einem gemeinsamen Erlebnis werden kann. Es tut sich jetzt ein kleines Zeitfenster auf, um auf der Basis des gemeinsam Erreichten einige Schritte zu tun, die der Lösung ein Gesicht geben und sie praktikabel machen. 

...und brauchen einen Rahmen

Beschlüsse können gefasst und Vereinbarungen getroffen werden, hinter die man nicht mehr zurückgehen wird, wenn der nächste Hotspot kommt. Und er wird kommen, deshalb muss schnell gehandelt werden

…und Bereitschaft und Geduld

Es kann ein langer Weg sein bis zum Coolspot, und er lässt sich nicht abkürzen. Ein Coolspot lässt sich nicht herbeizwingen oder -bomben, sondern nur ermöglichen und erspüren. Dazu braucht man die Bereitschaft, einen Coolspot überhaupt erleben zu wollen.

...und Bereitschaft und Geduld

Vieles kann dem entgegenstehen: Rachegefühle, Misstrauen, Verschwörungstheorien oder auch depressive Zustände. Um es auf den Punkt zu bringen: man braucht die Bereitschaft, glücklich zu sein, denn ein Coolspot ist ein Moment des Glücks. Um Coolspot-fähig zu sein, braucht man eine Lebensausrichtung, die sich über Entlastung und Erleichterung freuen kann.

Coolspots zu ermöglichen, ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben!