Erfolg – zwischen Freude und Angst
Newsletter | Oktober 2013
Erfolg weckt Übermut und Vorsicht
Fast jeder Sporttrainer warnt selbst nach großen Siegen seine Spieler (zumindest in der Öffentlichkeit und für die Medien) mit eher pessimistischen oder Euphorie bremsenden Sprüchen wie „wir haben das Ziel noch nicht erreicht“, oder „der Sieg ist nur eine Momentaufnahme.“ Auch Eltern fühlen sich manchmal aufgerufen, ihre erfolgstrunkenen Kinder zu ermahnen: „nun schnapp mal nicht über vor Freude und bleib auf dem Teppich!“
Diese Vorsichtsmaßnahmen sollen verhindern, dass Sportler und Kinder, aber auch
Vertriebler, Berufsanfänger, Künstler und viele andere ihre Freude über einen Erfolg zu stark ausleben. Man fürchtet, sie könnten den Boden unter den Füßen verlieren, in grenzenlose Selbstüberschätzung taumeln. Erfolg macht dich nicht unbesiegbar, heißt die Botschaft.
Erfolg ist ersehnter Schlusspunkt
Einen gemeinsamen Erfolg erreicht zu haben, ist ein wunderbares Gefühl. Werkzeuge, Taktik, Strategie haben sich als die richtigen erwiesen. Ein Ziel ist erreicht. Eine Vision und ein Traum sind Wirklichkeit geworden. Aus Unbekanntem ist Bekanntes geworden, Spannungen sind versöhnt. Im Rückblick sieht man, dass man effektiv war. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Die eigenen Möglichkeiten haben sich entwickelt – manchmal fast wundersam und spielerisch. Es lohnt sich, zu feiern, sich zu erinnern und dem Moment Bedeutung zu geben. Es ist etwas zu Ende gekommen, und das will klingen…
Erfolg ist Basis für den Neustart
Was ist als nächstes dran? Was will sich als nächstes realisieren? Was liegt in dem versteckt und eingerollt, das man gerade noch (hoffentlich kräftig) gefeiert hat? Der erreichte Erfolg stärkt das Gefühl, auch weiterhin gemeinsam etwas erreichen zu können. Die Ausgangsbasis ist eine neue, und das ist ermutigend im Hinblick auf die nächste Etappe. Hier kommt die Bescheidenheit ins Spiel, die in den obigen Beispielen angemahnt wird: die Zukunft ist und bleibt unbekannt. Wenn man das vergäße, würde man unaufmerksam.
Erfolg ist ein Weg
Laut Brockhaus ist Erfolg „das positive Ergebnis einer Bemühung“
und „das Eintreten einer erstrebten Wirkung“. Dem Ergebnis voraus geht ein Weg mit manchmal vielen, manchmal wenigen Etappen. Mit Kontrasten, Hindernissen und unterschiedlichen Sichtweisen, mit Widersprüchen und Spannungen. Etwas Neues entsteht. Man sieht den Weg zunächst nicht als Weg, doch im Rückblick kann er unglaublich klar erscheinen. Manchmal wachsen einem unterwegs sogar Flügel. Manchmal kann man so etwas wie Glück spüren, manchmal auch das Gefühl haben, dass gar nichts mehr geht. Kurzum: auf dem Erfolgsweg kann alles möglich und unmöglich sein.
Wer einen Erfolgsweg geht, dem begegnet auch die Angst
Manche Wirkung zeigt sich erst sehr spät. Da kann Angst aufkommen, wenn man sich mitten in einem Veränderungsprozess allein fühlt. Man weiß nicht, wo Zuversicht
herkommen könnte. Es macht Angst, wenn man nur noch den Druck spürt, Erfolg haben zu „müssen“.
Aus Wahrscheinlichkeit wird neue Gewissheit
Vielleicht geht es beim Erfolg gar nicht um den Sieg, sondern um den Einsatz all dessen, was man selbst und gemeinsam mit anderen vermag. Vielleicht auch darum, das anzustreben, was auf dem Weg die nächste Etappe ist. Es darf auf diesem Weg Glücksmomente geben – dafür kann man sich entscheiden. Die Entscheidung für einen Weg bedeutet noch lange nicht, dass man wissen muss, wie man ihn geht und was alles geschehen soll. Vielleicht sind es Momente von Erfolg, wenn man das unterwegs selbst entdecken kann. Dann geht es nicht mehr nur um den einen Erfolg, sondern um viele.
P.S. Was unserer Erfahrung nach hilft, wenn der Erfolg sich partout nicht zeigen will, ist die Beantwortung zweier Fragen:
1. Wofür kann ich jetzt schon dankbar sein?
2. Was kann ich dann sehen, wofür ich vorher nicht offen war?