Sicherheit für Veränderungswege: eine Erfolgsformel
Newsletter | Juni 2016
Die Kunst des Zusammenarbeitens im digitalen Zeitalter, unser Leitthema 2016, arbeitet kräftig mit uns: mit vielen Menschen sprechen wir über Theorie und Praxis des Arbeitens im digitalen Universum. Und dann holt uns das Thema auch beim Plaudern mit unserem Lieblings-Spargel- und Kartoffelbauern Funk ein, dessen Traktoren und Saatsetzmaschinen GPS-gesteuert und digital vernetzt arbeiten. Was für die vorige Generation das Augenmaß war, sind für die heutige Generation die Informationen, die der Satellit sendet. Er weiß genau, was wo
in der Erde steckt und möglicherweise gerade eine Frostschutzberegnung braucht. Die Crew dieses auf höchste Qualität achtenden Familienbetriebs schafft damit die Sicherheit, die sie für den Erfolg braucht.
Die landwirtschaftliche Erfolgsformel im digitalen Universum lautet etwa so: Vertraue dem Satelliten, bediene dein Equipment artgerecht, stecke gutes Saatgut in die Erde, folge den Signalen des Prozesses und lass dich von ihnen zur Ernte führen, freue Dich an guten Ergebnissen und lerne aus deinen Erfahrungen.
Wie mag die Erfolgsformel für Führungskräfte lauten, wenn der Veränderungsdruck schmerzt und die Zeit drängt? Gibt es da auch Unterstützung aus dem Universum, Vertrauen und artgerechte Behandlung?
Ein typischer Fall
Das Private Equity-Unternehmen hat in die Firma („Target“) investiert, weil da gute Leute genau das machen, was nach einem strategisch margenstarken Zukunftsgeschäft aussieht. Es hat geklappt, alles passt, das Geld für die Gesellschaftsanteile ist geflossen, Target hat nun die wunderbarsten Gesellschafter, und die Zusammenarbeit beginnt auch prima.
Blöderweise kommen aber bald, erst leise und dann etwas lauter, die Zweifel: warum nimmt Target nicht endlich die vorgesehenen neuen Mitarbeiter an Bord? Warum gibt es immer neue Gründe, den vereinbarten Wachstumsweg nicht zu gehen? Warum macht die Führungscrew von Target nicht das, was man ihr sagt? Es sitzen doch alle in einem Boot, oder? Und das Blödeste: die Zeit drängt und man kann nicht zurück. Auch wenn es niemand ausspricht: es fühlt sich an, als wäre man in eine Falle getappt. Etwas Grundlegendes muss sich ändern, aber wie?
Grundlegender Veränderung Sicherheit geben
Im vorliegenden Fall sind zwei Parteien unter Beachtung aller handwerklichen Prinzipien des Beteiligungsgeschäfts zusammengekommen. Beide haben hochgesteckte Ziele. Aber kaum sind sie zusammengekommen, stehen sie schon gegeneinander und jeder sieht das Problem beim anderen.
Das braucht zunächst einmal eines: die Gewissheit, dass der Weg, der zu gehen ist, sicher ist. Sicher in dem Sinne, dass die Beteiligten sicher sind. Das erreicht man durch die vielleicht radikal anmutende, aber sehr rationale Entscheidung aller:
- „In diesem Konflikt gibt es gemeinsam(!) etwas zu entdecken, das wir bisher nicht sehen und mit dem wir bisher noch nicht umgehen konnten.“
Wenn diese Entscheidung gefällt wurde, ist etwas Grund-Legendes erreicht.
Facilitation praktizieren
Facilitation hat nichts anderes im Sinn, als einen Werdeprozess zu erleichtern – offen, aktiv und bewusst. Wer facilitiert, ist ein Facilitator, und seine Botschaft, ausgesprochen oder unausgesprochen, heißt „Ich kann euch versichern, dass in diesem Geschehen ein Sinn liegt und dass es zum Besten will – was auch immer dieses Beste sein mag.“
Das bringt Erleichterung, (Prozess-)Sicherheit und den Anschluss an so etwas wie eine GPS-Verbindung. Was die Beteiligten daraus im Einzelnen machen, ergibt sich im Laufe des Werde-Prozesses. Ein Facilitator ist hellwach und richtet sich nach aktuellen Signalen und nicht nach eingespielten Mustern und vorgefertigten Schablonen. Das gibt genialen Eingebungen Raum zur Entwicklung.
Die Idealbesetzung als Facilitator ist eine Person,
- die Verständnis für jede der miteinander ringenden Positionen hat
- die für Lösungen steht, die qualitatives Wachstum ermöglichen
- die Ausprobieren, Erkunden, Erspüren, Zum-Ausdruck-bringen, Verstärken fördert
- die Vertrauen wach hält, Beweglichkeit vorlebt, Anfang und Ende achtet
- die für Sinnorientierung steht und auch Stille achte
Im Universum der Veränderung agieren
Kehren wir zu Investor und Target zurück und stellen wir uns vor, die Beteiligten haben einen Facilitator gefunden und sind bereit, sich gemeinsam auf den Weg zu einer Lösung zu machen, die sie noch nicht kennen. Damit haben sie mit Sicherheit schon den ersten entscheidenden Schritt zur Wettbewerbsfähigkeit getan. Vermutlich werden sie bald zu einer neuen Kultur finden – neu für
alle Beteiligten, ob auf der Gesellschafter- oder der Geschäftsführungs-Seite. Es wird mehr Identifikation und Zugehörigkeit geben, was gleichzeitig beflügelnd und beruhigend wirkt. Führen und Sich-führen-lassen kommen immer wieder in Balance. Kunden und Lieferanten spüren es. Es entwickelt sich etwas.
Elemente einer erfolgsformel für gundlegende Veränderung
Für Private Equity, Targets, Landwirte und alle anderen, die ernten wollen und hohe Ansprüche an Qualität haben:
- Annahme, dass die Richtigen im Boot sind und gemeinsam die Lösung oder der nächste Schritt dorthin gefunden werden kann
- Annahme, dass alles, was geschieht, zu einem Besten will
Ausdrücklich die Facilitator-Position besetzen – intern oder extern - Für möglich halten, dass die Lösung aus der Weisheit der Beteiligten kommen wird
- Es wagen, alle Positionen sprechen zu lassen und ihnen zuzuhören
- Wissen: In Polarisiertem und in Gegensätzen liegt der Zugang zu etwas Drittem
- Das Dritte ermöglicht die Entdeckung dessen, worum es wirklich geht
- Gut, wenn Kultur und Kontext es zulassen, die Facilitator-Position aus den eigenen Reihen zu besetzen. In allen anderen Fällen: Facilitator von außen hinzuziehen.