Zukunftsfähig führen: die Kräfte des Essentiellen nutzen
Newsletter | Juli 2017
Es gibt Erdbeeren, die sind einfach perfekt: in Form und Farbe, außen und innen, im Geschmack als Solisten ebenso wie in Kombination, z.B. mit Schlagsahne.
Da ist das Essentielle einer Erdbeere sichtbar, spürbar, verwendbar, wirksam. Wunderbar.
Was mag vorher, als die perfekte Erdbeere von heute noch etwas Zukünftiges war, alles passiert sein, damit wir sie heute so genießen können? Was daran war Menschenwerk, was haben die Kräfte der Natur beigetragen? Und wie kam es zu dieser genialen Kombination aus beidem? Wieviel war geplant und wieviel hat sich einfach ergeben?
Übertragen auf arbeitende und führende Menschen: Wer zukunftsfähig führt, hat immer etwas Unbekanntes mit an Bord. Vieles ist planbar, aber nicht alles. Wer zukunftsfähig führt, berücksichtigt das und führt so, dass Unbekanntes mitwirken kann.
Wenn es im Leben richtig prickelt und aufregend wird, spielt oft Ungeplantes und nicht-vorher-Gewusstes eine Hauptrolle. Das kann man als bedrohlich empfinden.
Wie könnte man aber das Unbekannte so wahrnehmen, dass seine freundliche, wunderartige Seite ins Spiel kommen kann?
Wie könnte man darauf vertrauen, dass man als Führende/r auch geführt wird? Anders gesagt: Was ist nützlich, wenn man zukunftsfähig führen möchte – auch wenn es nicht um Erdbeeren geht?
Stunde der Wahrheit
Ein Problem taucht auf, der wohlgeplante Ablauf gerät ins Stocken. Es sieht aus, als wäre man aus der Bahn geworfen. Für aktive, anpackende Menschen ist der Fall klar: schnelle energische Reaktion ohne Zimperlichkeiten! Das Ganze schnell hinter sich bringen, damit man es vergessen kann! Probleme haben bei uns keine Chance! Wir wissen, wie es geht! Wenn nicht wir, wer sonst?
Fertig. Wunderbar.
Allerdings bleibt noch ein klitzekleines Problemchen übrig: der Fall wiederholt sich. Vielleicht ein bisschen anders. Aber es passiert wieder.
Blöd.
Soll man es einfach hinnehmen? Sich daran gewöhnen? Annehmen, dass man „keine Chance“ hat?
Gute Idee. Für kurze Zeit.
Es zermürbt. Es ermüdet. Es strengt an. Nicht mehr, sondern immer weniger kommt dabei heraus.
Irgendwie sinnlos. Und nun?
Führen. Zukunftsfähigkeit reinbringen
Man kann sich der Zukunft ausgeliefert fühlen, weil man sie noch nicht kennt und nicht kontrollieren kann. Aber man kann in die Zukunft führen. Um zukunftsfähig zu führen, fängt man bei sich selbst an, führt sich selbst mit innerem Management, geht mit der Vielfalt des eigenen Inneren führungsorientiert um.
Dann kann man zum Beispiel wahrnehmen, dass man beständig zwischen innerem Offline-Modus und Online-Modus hin und her pendelt. Man kann die gegensätzlichen Sichtweisen der beiden Modi wahrnehmen:
Im inneren Offline-Modus ist die Vergangenheit übermächtig. Die Erklärungen, warum alles so passiert ist, lassen nichts offen. Die Gründe dafür, dass etwas nicht geht, dominieren das Terrain. Man ist Opfer der Umstände und völlig allein, während die bedrohliche Zukunft immer näher rückt. Sicher ist nur, dass man keine Fehler machen darf.
Der innere Online-Modus erlaubt es, in Unbekanntem attraktive Möglichkeiten zu entdecken. Man hat Mitstreiter. Es gibt Sicherheit und Energie aus Quellen, die man eher spüren als benennen kann. Vertrauen und Zuversicht sind möglich, Neugier und Kreativität haben Raum. Fehler zu machen ist zwar blöd, aber sie zu beheben bringt einen weiter.
Die Kunst des inneren Management praktizieren
Die entscheidenden Aktivitäten finden im inneren Online-Modus statt. Er ist es, der Pflege und Sorgfalt braucht.
Der interne Offline-Modus hingegen pflegt sich gern selbst und ist darin auch höchst kreativ. Er braucht keine Extra-Energie, auch nicht in Form von Bekämpfen! Ihn in all seiner Verletzlichkeit zu respektieren, schafft Raum für Hoffnung. Und für Stille. Dann kann man auch damit umgehen, dass beide Modi einander ständig abwechseln.
Essentielles mitspielen lassen
Im inneren Online-Modus ist man mit etwas verbunden, das einen lebendig und aktiv hält. Mit etwas Essentiellem, das wie eine eine innere Quelle wirkt und tiefe innere Gewissheitgibt. Irgendwie hat es mit der Freude am Wunder des Lebens zu tun, die sich in vielfältiger Weise äußern kann.
Man kann es im Alltäglichen finden oder im Besonderen, im Duft von Brotteig oder in einer genialen Geschäftsidee. Es wirkt nährend, stärkend und erleichternd. Dazu muss man raus aus der Komfortzone des Gewohnten und bereits Bekannten. (Das Beispiel rechts stammt aus dem Interview „Raus aus der Komfortzone“ mit Hans Heinrich Benda von der IHK Darmstadt.)
Stunde der Wahrheit und zukunftsfähig führen
Zurück zu dem Problem, das sich wiederholt. Ein Lösungsweg lässt sich gestalten, indem man zukunftsfähig führt. Mit Hilfe von etwas Essentiellem, das dann vielleicht Sinn heißt, innerer Kern, Spirit oder „das, was uns wirklich ausmacht“.
Man beginnt mit der Sicht: „Da will sich etwas verändern, aber wir haben noch keine Antwort. Betrachten wir das als Signal für einen Werdeprozess, in dessen Verlauf wir Zugang zu neuen Antworten finden.“
Hilfreich dabei:
- Wohlwollen für das, was geschieht
- Zusammenarbeiten mit anderen als grundsätzliches Prinzip
- respektvoller Umgang mit dem inneren Offline-Modus
- Vertrauen und Zuversicht dank Verbindung zu etwas Essentiellem
- genügend Entfaltungsraum für Unbekanntes
Das, was gerade wirklich dran ist, hat jetzt eine gute Chance, sich zu verwirklichen.