Souveränität immer wieder neu entdecken
Newsletter | April 2020
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Woher könnten Orientierung und Sicherheit kommen? Obwohl man doch lieber gar nicht weit voraus denken möchte. Orientierung und Sicherheit? Sind dafür nicht Staat und Gemeinwesen zuständig? Oder der Arbeitgeber? Geeignete Familienangehörige? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Entscheidend ist, ob man ein Gefühl von Sicherheit überhaupt empfinden und aufnehmen kann. Entscheidend ist, ob man es entwickeln und etwas daraus machen möchte. Da sind die künstlerisch-transformativen Fähigkeiten gefragt, die uns Menschen zur Verfügung stehen.
Führen in extremer Orientierungslosigkeit und Unsicherheit
Wenn es extrem wird, ist die Top-Führungsqualität der Souveränität gefragt: man kann mit sich selbst umgehen und erkennen, was für die eigene Souveränität als „Gastgeber“ wirken könnte. Das tut gut, und man kann tendenziell Ruhe ausstrahlen.
Wenn sich aber das Extreme steigert, wird irgendwann eine Schwelle überschritten, und von der schönen Souveränität bleibt nur noch etwas übrig, wenn man sich sehr anstrengt. Das ist das Gegenteil von Souveränität und strahlt leicht etwas Zwanghaftes und Bedrückendes aus. Das innere Leben der Führungsperson gerät aus der Balance.
Inneres Management im Online-Modus
Gerade Menschen mit hohem Verantwortungsempfinden und großem Engagement für andere brauchen ein inneres Leben, das offen und berührungsfähig ist. Dafür sind sie selbst verantwortlich. Das innere Management ist entscheidend dafür, dass es auch „draußen“ gut läuft. Das Prinzip des internen Online-Modus gibt hier Orientierung: „nutze alle deine Möglichkeiten, um beweglich, neugierig-offen und entdeckungsfreudig sein zu können.“
Wenn dieser Online-Modus außer Kraft ist, wird das Führen in Beziehungen und in dynamisch-komplexen Feldern zu einer anstrengenden Aktivität, die Leiden verursacht. Im schlechtesten Fall landet man in einem Zustand, in dem man sich nur noch als Opfer erlebt. Zuversicht ist unmöglich.
Eine Entscheidung
Alles schön und gut, aber die Situation ist ja nun mal da. Was also tun?
Man kann das Ganze als einen Weg sehen, auf dem es unangenehme Etappen gibt. Man kann die Gegebenheiten akzeptieren, also auch die unangenehmen, und daraus etwas machen, um weiterzukommen.
Für diese Weg- oder Prozess-Sicht kann man sich immer wieder entscheiden (oder muss es sogar?) und mit dieser Entscheidung wieder Bewegung und Entfaltung möglich werden lassen.
Der Weg (!) zu dieser Entscheidung geht so: Ist das hier wirklich der beste Zustand oder nur der zweitbeste? Wenn es der maximal zweitbeste ist, entscheide ich mich dafür, zum besten Zustand aufzubrechen. Ohne noch zu wissen, was genau dieser beste Zustand ist und wie ich ihn erreichen kann.
Aufmerksamkeit und Bewusstsein sind Trumpf
Wenn man sich für diesen Weg entscheidet, geht es nun um den nächsten Schritt. Was bietet sich gerade an? Um dieses Angebot zu erkennen, braucht man Aufmerksamkeit und Bewusstsein auf allen Kanälen:
- In der Konsensrealität: wo fügt sich gerade etwas? Was funktioniert gerade mit Hilfe eines Impulses von mir? Wo kann ich Sicherheit und Orientierung geben und für Kontinuität stehen? Was will jetzt getan werden?
- Auf der Körperebene: was spüre ich? Gibt es Signale, denen ich folgen kann – ohne wissen zu wollen, was sie „bedeuten“ oder wie sie heißen? Gebe ich meinem Körper genügend Aufmerksamkeit, um mich auf ihn verlassen zu können?
- Im Traumland: was meldet sich – nachts oder wann auch immer? Kann ich es wahrnehmen? Will es aufgeschrieben oder weitererzählt werden? Gibt es da Verbindungen zu Körperreaktionen oder zum Alltag? Finde ich hier Antworten, die ich hören, sehen oder spüren kann?
- Auf der Ebene der künstlerisch-transformativen Fähigkeiten: Arbeite ich mit meinen inneren „Verbündeten“, mit meiner Verbindung zur Natur und zu Orten, die mir gut tun? Agiere ich lebensorientiert?
- In der Beziehung zu Essentiellem (oder Spiritualität): gibt es jenseits (!) von Geld, Einkommen und finanzieller Sicherheit etwas, in dem mein Bestes gefordert ist – und von dem es gefördert wird? Kann ich Momente erleben, in denen alles wie am Schnürchen läuft und ich selbst mich eingebettet und zugehörig fühle? Erkenne ich Synchronizitäten und lasse ich mich von ihnen bestärken?
Der Weg (!) zu dieser Entscheidung geht so: Ist das hier wirklich der beste Zustand oder nur der zweitbeste? Wenn es der maximal zweitbeste ist, entscheide ich mich dafür, zum besten Zustand aufzubrechen. Ohne noch zu wissen, was genau dieser beste Zustand ist und wie ich ihn erreichen kann.
Fazit: Souveränität braucht inneres Management
Aufmerksames Wahrnehmen und Bewusstsein werden gebraucht, um die Führungsaktivitäten in Verbindung zum eigenen Inneren zu halten. Diese Übereinstimmung macht Souveränität wieder einsatzfähig und lebendig.
Vielleicht kann man im Nachhinein erkennen, dass eine extreme Situation auch ein massiver Impuls zum Lernen ist. In dem Sinne, dass man heute etwas kann, das gestern noch unmöglich war. Zum eigenen Wohl und zum Wohl anderer. Das ist qualitatives Wachstum. Es wahrnehmen und spüren zu können, lässt Souveränität wachsen.