Zeit braucht Respekt

Newsletter  |  Oktober 2020

Vielleicht haben wir bei Fendel & Partner einen „Flitz“ mit der Zeit: Anfang und Ende sind uns wichtig, wir arbeiten mit Synchronizitäten, wir planen Workshops minutiös (um es dann doch wieder anders kommen zu lassen.) Und wir haben uns das ganze Jahr 2014 damit beschäftigt, wie „wirklich schnell sein“ geht.
Wenn man auf die Zeit achtet, bemerkt man: Mal verrinnt sie, dann rennt sie, sie dehnt sich, sie tickt wie eine Bombe, man kann ihr voraus sein oder hinter ihr zurückbleiben – und zurück kommt sie nie. Manchmal hätte man gern mehr von ihr, weil die täglichen 24 Stunden nicht ausreichen, um zu tun, was getan werden will oder soll. Und manchmal ist kaum erträglich, wie zäh und träge sie sich bewegt.

Seltsamerweise fehlt oft die Zeit, um zu erspüren, welche Intentionen und Ziele gerade ins Auge gefasst werden sollten.

Zeit-Zauber

Zeit wird zwar gern kostbar genannt, aber selten wirklich respektiert. Das ökonomische Prinzip, mit Zeit umzugehen, heißt: schneller sein. Schneller als andere, in kürzerer Zeit etwas schaffen, das eigentlich mehr Zeit braucht. Die Zeit wird so zum Gegenspieler gemacht, der alle Aufmerksamkeit bekommt. Das Phänomen: Während die Uhrzeiger ihre Kreise drehen, scheint die Verbindung zum Sinn dessen, was man tut, verloren zu gehen. Von Zauber erst gar nicht zu reden.

Zauberkraft ist wach

Es ist immer Zeit da, …

… um mit einem gegebenen Kontext so umzugehen, dass geschäftliche und andere Prozesse mit hoher Qualität gedeihen können. Sehr oft allerdings sieht es danach aus, als sei genau das nicht möglich.

Zeitdruck wird nicht von der Zeit gemacht, sondern von denen, die mit ihr so umgehen, dass Druck und Enge entstehen: im eigenen Inneren, in Beziehungen, in Projekten und Terminkalendern.

Über längere Strecken keine Zeit zu haben, ist eine krasse innere Verfassung. Sie erzeugt Druck, den man tendenziell an andere weiterreicht, sie macht hastig, und sie ist kaum auszuhalten.

Zeitdruck erzeugt vor allem Enge und Blindheit. Blindheit für die Möglichkeiten, die man eigentlich selbst hat, um in schwierigen Situationen mit

knappen Ressourcen zu agieren. Den Zugang zu diesen Möglichkeiten nicht oder fast nicht mehr zu spüren, ist ein typisches Phänomen solcher Drucksituationen.

Wenn man in diesen Momenten ein klein wenig Wohlwollen und Gelassenheit zur Verfügung hätte, könnte man sich selbst Trost spenden: „ok, ich sehe zur Zeit keinerlei Möglichkeiten. Aber das heißt nicht, dass es sie nicht gibt“.

 

Es ist immer Zeit da, …

… um im Kontext des Geschehens auf Resonanz zu achten, aktiv und intuitiv. So wie man intuitiv ins Gleichgewicht findet oder da hinsieht und hinhorcht, woher der Ton kommt.

Art und Intensität der Resonanz signalisieren, wohin das Geschehen oder der Prozess gerade strebt. Dem kann man dann Aufmerksamkeit geben, ihm folgen und Zeit zur Verfügung stellen, damit sich alles entfalten kann.

Da geht es weniger um Analysen, Erklärungen und Interpretationen als vielmehr um das Umgehen, Spüren, Mitgehen und Zusammenkommen-Lassen. Denn alles zusammen ergibt deutlich mehr als die Summe der Einzelteile – von denen eins die Zeit ist. Mit Sicherheit ergeben sich überraschende Momente (Coolspots), in denen plötzlich etwas passt oder funktioniert oder es ungeahnte Erkenntnisse gibt.

Wer solche Momente erleben und nutzen möchte, sollte keinen Zeitdruck machen, sondern den Beteiligten das Gefühl geben, dass sie in einem sicheren Raum agieren und sich an ihre Grenzen heranwagen können. Denn das gibt Vertrauen.

 

 

 

Die verschiednenen Auge des NeuStart
Désignation 1989

Es ist immer Zeit da, …

… um Vertrauen möglich zu machen, oder?
Nein, diese Zeit muss man vorher investiert haben. Wenn in einem gegebenen Kontext Zeit eine knappe Ressource ist, muss Vertrauen schon da sein. Man muss eigenes Vertrauen „in den Raum geben“ können, auf dass es Resonanz erzeugen möge:

  • Vertrauen, dass es gemeinsam gelingen kann. Es lädt Unterstützer dazu ein, mitzumachen.
  • Vertrauen, sich ermutigen zu lassen. Es lädt dazu ein, sich nicht als Opfer zu fühlen und den eigenen Möglichkeiten zu trauen.
  • Vertrauen, etwas Aggressives oder Druck-Ausübendes auch so zu nennen, es aber nicht als Feind zu betrachten, sondern als etwas, das da ist wie vieles andere auch.
  • Vertrauen, dem Agressiven oder Druck-Ausübendem nicht zu gestatten, die allein-treibende Kraft zu sein. Sondern sich dafür zu entscheiden, gerade diesen Stil selbst nicht anzuwenden.
  • Vertrauen, dass es ein Bestes gibt, das sich verwirklichen will.

 

Es ist immer Zeit da, …

… um den richtigen Moment für das zu finden, was einem wirklich wichtig ist. Denn dann ist auch Zeit dafür da. Ein Gespür für die richtigen Momente zu entwickeln, damit man die Zeit gut nutzen kann, ist gar nicht so schwierig. Sich ein wenig Zeit für dieses Vier-Phasen-Modell zu nehmen, könnte ein guter Anfang sein.

Wenn Wichtiges nicht seine Zeit bekommt, bleibt alles, wie es ist. Man hängt fest, wird nicht fertig, läuft immer wieder in die gleiche Falle. Dabei vergeht unendlich viel Zeit, so wie es bei chronischen Problemen nun einmal ist.
Zeitverschwendung, oder?

Zauberkraft klingt nach