Was hat wohl die Seele am Arbeitsplatz verloren? Gehört sie da überhaupt hin? Macht sie nicht alles nur komplizierter? Oder hat sie selbst etwas zu verlieren? Die Seele braucht und steht für: Zugang zu Erfüllung, Zufriedenheit, Sinn, Wert, Bedeutung, Resonanz. Das ist so viel, dass manche lieber eine Abkürzung versuchen: Jammern, Klagen, Schuldzuweisungen – und damit gut ausgelastet sind.

Einer von uns sagte mal seinem neuen Arbeitgeber: „Ja, ich mache diesen Job.“ Und fügte hinzu: „Aber ich verkaufe Ihnen nicht meine Seele.“ Er misstraute dem Unternehmen und fürchtete ein Setting, das ihn mit Haut und Haar vereinnahmen und von sich selbst entfernen würde.

In der Seemannssprache kommen die verkauften Seelen noch vor:

„Ein Seelenverkäufer ist ein altes, zum Abwracken reifes Schiff, das von einer verantwortungslosen Reederei unter Vernachlässigung der Sicherheitsvorkehrungen aus Profitstreben dennoch weiter eingesetzt wird“ (www.dwds.de).

Für Führende stellt sich die Frage: Ist mein Unternehmen, mein Team, meine Organisation eher ein Seelenverkäufer, der Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt oder gar nichts von ihnen wissen will? Oder ist es ein sicherer Ort, der die dort aktiven Menschen auch dazu anregt, die Verantwortung für das jeweils eigene Seelenleben auszufüllen?

DIE SEELE AM ARBEITSPLATZ…

… wünscht sich Wohlwollen

Kürzlich sagte der Geschäftsführer eines Unternehmens „Ich habe dauernd das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen, obwohl ich fast bis zum Umfallen arbeite. Es reicht einfach nie.“ Er ist zerrissen zwischen dem, was er gestalten will und dem, was er täglich leisten kann. Zwischen Sachzwängen und dem, was er selbst für richtig und nötig hält. Zwischen dem, was er tun will, und dem, was getan werden muss.

Sein Anspruch ist hoch: Alle im Unternehmen sollen die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten voll einzusetzen und dabei weiter zu entwickeln. Damit auch das Unternehmen sich weiterentwickeln kann.

In einer Situation wie der oben beschriebenen hätte er als zukünftiger Arbeitgeber vielleicht gesagt: „Sie brauchen uns Ihre Seele nicht zu verkaufen.“ Und weiter:

Das Große, das Besondere, die Strukturen
Das Große, das Besondere, die Strukturen
„Aber für uns ist wichtig, dass Sie auch beim Arbeiten mit Ihrer Seele verbunden sein können. Für uns ist wichtig, dass Sie zu uns und unserem Unternehmen stehen. Dass Ihre und unsere Vorstellungen und Träume der zukünftigen Entwicklung zusammenpassen. Und wir wünschen uns, dass Sie all Ihre Fähigkeiten dazu einsetzen. Sie sollen sich bei uns wohlfühlen, und wir wollen uns auch wohlfühlen, wenn Sie mit an Bord sind.“

 

Das hört sich nach einer Wohlwollen produzierenden Organisation an. Dieser Geschäftsführer wird eine Nachricht, aber keine Entschuldigung erwarten, wenn etwas trotz aller Anstrengung nicht fertig geworden ist.

 

Und seine Zerrissenheit?

 

… Liebt Anerkennung

Zwist & Zweifel hinsichtlich der eigenen Anstrengungen und Leistungen könnte man auch anerkennen, statt sie zu bekämpfen oder wegzuschieben. Sie sind zwar unangenehm, aber auch Signale, dass man noch lebt (und dass die eigene Seele mit dabei ist). Sie weisen auf etwas hin, das ohne Zwist & Zweifel keine Aufmerksamkeit bekäme.

Wie wäre es also, sich selbst und die eigenen Anstrengungen anzuerkennen? Sich selbst auch als Menschen anzuerkennen und nicht nur die Position zu sehen, die man innehat. Sich anzusehen, wie dieser Mensch, der man ist, alles gibt und bis an die Grenze geht. Wer das tut, kommt möglicherweise plötzlich und unerwartet in Kontakt mit seiner Seele – ein wunderlicher und berührender Moment. Die Anerkennung dringt auf einmal zum Menschen durch: Ja, ich selbst bekomme Anerkennung! Ich muss gar kein Übermensch sein! In diesem Moment kann man auch das Zerrissensein anders erleben – und anerkennen.

… erlaubt Versöhnlichkeit

Das mag nach wenig aussehen, ist aber ein großer Schritt. Die Zerrissenheit muss nicht aufgelöst werden, sondern darf sein, ist sogar wichtig. Denn ein Prozess kann sich entfalten, an dem die Seele mitwirken darf und von dem sie sich nähren lässt.

Sowohl das Eine als auch das Andere und sich selbst mittendrin anzuerkennen, erlaubt persönliche Zufriedenheit und Erfüllung, auch wenn nicht jedes gesetzte Ziel wunschgemäß erreicht wurde.

Sich selbst auf diese Weise anzuerkennen, führt fast automatisch dazu, auch mit Anerkennung für andere großzügig zu sein. Resonanz und Wechselwirkungen lassen ein Klima entstehen, in dem auch Sachaufgaben noch besser gedeihen können.

Das Große, das Besondere, die Strukturen

… dankt mit qualitativem Wachstum

Das Große, das Besondere, die Strukturen
Der inzwischen blöde Spruch „… hat nix gebracht, aber gut, dass wir mal darüber gesprochen haben“ ist nicht wirklich blöd. Ohne Dialog geht gar nichts. Vielleicht bringt ein Dialog keine sofort wahrnehmbare Veränderung, aber vermutlich die Basis für kommende Veränderung. Lösungen sind meistens emergierende Prozesse und nicht einfaches Aus- oder Anknipsen der einen oder anderen Variante. Und gute Lösungen entstehen aus Coolspots (siehe: Coolspot-Management®).

Danach kann man etwas besser als vorher, hat etwas gelernt, ist vorangekommen, hat vielleicht sogar Spaß daran: das ist qualitatives Wachstum. Die Ergebnisse machen Sinn und helfen weiter, die Seele hat mitgearbeitet und Momente von Erfüllung erlebt.

Die Zerrissenheit erlaubt dem Geschäftsführer im Beispiel, immer wieder über den Tellerrand zu schauen und den tieferen Sinn seines Tuns nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Bewerber, der seine Seele nicht dem Unternehmen verkaufen will, könnte auf seine Seele hören. Mit Wohlwollen und Anerkennung für sich selbst, die anderen und das Unternehmen. Falls das keine erfüllenden Ergebnisse bringt, kann er sich von seiner Seele woanders hin führen lassen.