Im Nebel sein: was ist jetzt dran?

Newsletter  |  Februar 2022

Wenn man im Nebel ist, verändert sich alles: Anfang und Ende sind weg. Farben sind weg. Strukturen sind weg. Richtungen sind weg. Die Orientierung ist weg.

In Zeiten, in denen der Ruf nach zwingender Veränderung und Transformation in aller Munde ist, scheint ein solcher Nebel-Zustand das Allerletzte zu sein, was man sich als Führungsperson wünschen könnte.

Schnell landet man im Nebel der Ratlosigkeit, wenn die Versorgung durch Vorlieferanten plötzlich weg ist und man für die eigenen Kunden keine Leistung mehr erbringen kann.

Nebel-schwindelig kann man auch werden, wenn statt gewohnter Kundenaktivitäten nur noch gähnende Leere herrscht und sich niemand meldet.

Man hängt fest in solchen nebelähnlichen Situationen.

Im Nebel sein

Aber wie wäre es, mit den Signalen und Impulsen etwas anders umzugehen Geschmeidig? Spielerisch? Sogar elegant?

Prozessorientiertes Arbeiten und Führen eröffnet solche Möglichkeiten. Sogar so, dass andere Menschen sich engagieren und mitgehen wollen.

Steigen wir also in den Nebel!

Entwicklungswege haben oft Phasen von Durcheinander

In jedem Veränderungsprozess – und damit eigentlich immer – kommt es vor, dass man sich plötzlich in einer Phase von Durcheinander wiederfindet.

Es sieht aus wie Nebel: keine Sicht, keine Orientierung. Man kann sich nicht zielgerichtet bewegen und muss jeden Moment damit rechnen, in einen Abgrund zu stürzen. Führen & Lenken fallen schwer.

Am liebsten möchte man solche Situationen möglichst vermeiden, sie leugnen. So sehr vermeiden, dass man einfach so tut, als gäbe es den Nebel und das Durcheinander gar nicht. Ist damit alles erledigt?

Eher nicht. Durch Leugnen entstehen oft Chronische Probleme.

Durcheinander

Leugnen oder sich auf den Prozess einlassen?

Die prozessorientierte Sicht dagegen weiß, dass es nicht nur die eine Perspektive gibt auf das, was gerade geschieht.

Was also gibt es noch außer dem Nebel? Wo gibt es gleichzeitig auch klare Sicht?

So kann man als erstes Nebel und Durcheinander als Gegebenheiten anerkennen.

Prozess im Nebel

Darauf vertrauend, dass alles „irgendwie“ zum Besten will. Wie dieses Beste dann aussehen wird, ist jetzt noch nicht wichtig.

Viel wichtiger ist es, auf allen Kanälen offen zu sein für das, was sich zeigt.

 

Prozessorientiert arbeiten heißt Lernen und Anwenden

Eine Erfahrung:

„In Durcheinander und Nebel lerne ich genau dadurch, dass ich die Signale und Impulse, die diese Situation anbietet, aufnehme und ihnen folge: Das Durcheinander trübt mir die Sicht. Aber was kann ich hören? Was spüre ich? Ich nehme mir Zeit, denn die habe ich jetzt. Ich lasse Assoziationen und Bilder kommen und lasse mich von ihnen überraschen.

Ich sitze da in meinem nebligen Durcheinander und spüre, wie es mich runterzieht. Gut so! Dranbleiben! Irgendwann spüre ich einen weiteren Impuls: Es liegt gar nicht alles im Nebel, das denke ich nur, weil ich nicht klar sehe. Der Nebel schickt mich in eine andere Richtung, in der ich sehr wohl etwas sehen kann.

Es ist paradox: Der Nebel lehrt mich, dass nicht überall nur Nebel ist. Damit kann ich etwas anfangen.“

 

 

 

Lernen & Anwenden

Prozessorientiert arbeiten heißt, mit allem zu arbeiten

Eine Geschichte:

„Ganz klar ist außer dem Nebel eine Aufgabe zu sehen, die schon länger erledigt werden will. Jetzt ist die Zeit endlich reif dafür. Ich mache mich an die Arbeit, wühle mich durch das unübersichtliche Ganze, finde plötzlich den Punkt, mit dem ich beginnen kann. Schon bald sehe ich etwas klarer; ich sortiere, strukturiere, kommuniziere, recherchiere – und komme Stück für Stück voran. Immer geschmeidiger läuft es, fast schon elegant. Es funktioniert! Ich bin zufrieden und fast glücklich, bald ist es geschafft.

Zwischendurch werfe ich immer mal wieder einen Blick auf das große Nebelfeld. Es ist noch da. Aber ich sehe es jetzt anders, kann mir sogar vorstellen, dass es auch hier Lösungen geben wird. Ich kann meine Kräfte wieder besser spüren, werde zuversichtlicher. Mein Erfolg macht mir Mut, mich nun auch dem Nebel zu stellen. Meine Sicht hat sich vollkommen verändert.“

 

 

 

Lernen & Anwenden
Leadership entfalten

Prozessorientierte Nebelbotschaft: Leadership-Entfaltung!

Es kann also gut sein, dass man den Eindruck hat, völlig anders aus dem Nebel herauszukommen, als man hineingegangen ist.

Möglicherweise bringt man auch einiges mit, von man vorher nichts wusste oder zu dem man keinen Zugang hatte.

Es kann sogar gelingen, diese Sicht nach dem Herauskommen bewusst zu halten und ihr zu vertrauen. Einfach deshalb, weil man es will.

So entfaltet sich Leadership. Feines und behutsames Führen, wenn es schwierig wird, in Durcheinander und Nebel.

Nicht, weil man muss, sondern weil man etwas sieht, hört, spürt, von dem man sich selbst führen lässt und mit dem man andere führt.