Für Flow und Produktivität: 4+1 Handlungsmodi
Newsletter | Februar 2024
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Zukunftsfähiges Führen und Gestalten braucht verlässliche Abläufe, und es braucht auch eine gewisse Dynamik, um Möglichkeiten zu nutzen, die sich mit der Zeit verändern. Da ist es gut, eine Basis zu haben, auf der das professionelle Miteinander möglichst geschmeidig funktioniert. Das kann sicher nicht immer klappen – aber immer besser, wenn man bewusst daran arbeitet, ein wenig experimentiert und testet.
Meistens weiß man ja schon, was oder wohin man will, bevor man handelt. Aber hat man auch ein Gespür dafür, wie man am besten handelt?
Wenn ja, weiß man in entscheidenden Momenten, in welchem Handlungsmodus man selbst ist und in welchem das Gegenüber. Es gibt nämlich Handlungsmodi, die zusammenpassen und für einander gemacht sind. Und es gibt solche, bei denen das gar nicht zutrifft.
Geben und Empfangen sind für einander gemacht und komplementär. Das gleiche gilt für Anbieten und Nehmen.
Wenn man aber versucht, die beiden Paare „über Kreuz“ anzuwenden, klemmt es. Dann stockt der Flow, es wird unproduktiv und man verschwendet Ressourcen. Resilienz wird unnötig strapaziert. Die Lust am Führen und Gestalten wird müde.
Je schneller man spürt, dass da etwas nicht stimmt, desto schneller kann man die Aktivitäten wieder in Richtung Flow und Produktivität leiten.
Dieses Gespür kann man trainieren und Routine entwickeln. Man wird es daran merken, dass man mehr positive Resonanz erreicht und damit mehr Leichtigkeit.
Geben und Empfangen
Es gibt Kontexte, in denen wird etwas gegeben, und auf der anderen Seite wird es empfangen. Das Geben kann verschiedene Formen haben: Schenken, Anweisen, Zeigen, Vorgeben, Beraten …
Das dazu komplementäre Empfangen hat dann beim Übergabeakt nichts anderes zu tun, als „nur“ zu empfangen. Empfangen aber so, dass man etwas daraus macht, die Gabe „einpflanzt“ und sie sich entfalten lässt. Als Empfangende/r nutzt man dabei den eigenen Raum und die eigenen Möglichkeiten.
Wer also im Geben-Modus ist und Verantwortung für diesen Prozess in seinem jeweiligen Kontext übernehmen möchte, muss vor allem die Umstände der oder des Empfangenden achten und respektieren. Denn immerhin nutzt diese Seite anschließend die eigenen Gegebenheiten für etwas, das von anderer Seite kommt.
Wer für das Ganze ein Gespür entwickelt, merkt auch, dass der Moment, in dem das Gegebene zu etwas Empfangenem wird, ein sehr besonderer sein kann.
Wir nennen diesen Moment deshalb „in Stille wenden“. Weil etwas passiert, das man zwar technisch beschreiben kann, das aber mit feinerem Spüren eine kaum in Worte zu fassende Wirkung entfaltet.
Anbieten und Nehmen
Es gibt andere Kontexte, in denen wird etwas angeboten, und die andere Seite entscheidet, was sie auswählt und nimmt – oder ob sie das Angebot ablehnt.
Das komplementäre Nehmen kann sofort passieren; vielleicht braucht es aber auch noch einen Entscheidungsprozess, oder es finden vorher Verhandlungen statt.
Die Natur des Anbietens und Nehmens ist eher ein Spiel der Kräfte, und es ist keinesfalls gegeben (!), dass etwas Angebotenes auch ein Nehmen findet. Das Angebot wird aber nicht schlechter dadurch, dass es vielleicht nicht gewählt wird. Wahrscheinlich passt es noch nicht oder nicht mehr, oder es gehört in einen anderen Kontext.
Auch hier gibt es wieder diesen besonderen Moment zu erleben, in dem sich etwas in Stille wendet: aus einem Angebot wird etwas Genommenes und Akzeptiertes. Oder es wird abgelehnt, der Prozess schlägt eine andere Richtung ein, und ein neuer Kontext entsteht.
Störungen in Flow und Produktivität
Kommunizieren und Interagieren, Führen und Zusammenarbeiten, zielgerichtet handeln, um etwas zu bewirken: all das kann ins Stottern kommen, festhängen und schließlich blockiert werden, wenn unpassende Handlungsmodi aufeinandertreffen:
- Wer anbietet und dabei statt auf einen Nehmer auf einen Empfänger trifft, wird erleben, dass gar nichts passiert – außer vielleicht Abwarten. Es gibt einfach keine Gemeinsamkeit. Nichts fließt.
- Wer auf etwas Angebotenes sofort mit Empfangen antwortet, entzieht sich der Entscheidung und damit auch der Verantwortung, die er als Nehmer eigentlich hat und auf die der Anbieter vertraut. Keine gute Basis für Produktivität.
- Wer geben will und dabei statt auf einen Empfänger auf einen Nehmer trifft, wird sich überrascht und gekränkt in Argumentationen und Rechtfertigungen wiederfinden. Kein Flow, keine Produktivität.
- Wer auswählen und dann nehmen möchte, wird ein Gebenwollen der anderen Seite als stur, anmaßend, aufdringlich oder übergriffig empfinden. Keine Spur von Flow.
- Wer etwas nimmt, obwohl es kein Angebot gibt, begeht einen Diebstahl.
Zu Verzerrungen kann es auch kommen, wenn man sich zwar für einen Handlungsmodus entscheidet, die Position aber nicht wirklich klar einnimmt.
- Man fühlt sich zum Beispiel zum Geben oder Anbieten gezwungen. Das eigene Unbehagen wird in diesem Fall zusammen mit der Gabe auf der Empfänger- oder Nehmerseite ankommen und auch dort Unbehagen auslösen.
Solche beigemischte Opferenergie führt zu unangenehmen Schuldverstrickungen, aber auch zusätzliche, nicht ausgesprochene Absichten können das Handeln verzerren.
Die Wirkung kann sofort spürbar sein, zeigt sich manchmal aber auch erst später, wenn der Auslöser möglicherweise längst vergessen ist. So entstehen chronische Probleme, die nicht leicht zu lösen sind.
Flow und Produktivität am Laufen halten
Dass man nicht merkt, welcher Handlungsmodus gerade dran ist, kommt natürlicherweise immer wieder vor.
Die Frage ist dann, was zu tun ist, um ein Gespür für die Situation zu bekommen und wieder beweglich zu werden. Da könnte es gut sein, sich einen kleinen Moment von „in Stille wenden“ zu nehmen(!).
Danach kann man mit etwas Abstand die Situation neu betrachten und in innerem Management oder auch mit den anderen Beteiligten klären.
- Beim Geben: Möchte ich wirklich etwas geben, damit jemand anders es einpflanzen und zur Entfaltung bringen kann? Und: Kann ich spüren, dass mein Gegenüber im Empfangsmodus ist?
- Beim Empfangen: Bin ich empfangsbereit, zum Beispiel für eine Aufgabe? Will ich für sie Verantwortung übernehmen, will ich etwas daraus machen?
- Beim Anbieten: Habe ich etwas im Angebot, für das sich jemand anderes wirklich entscheiden kann? Ist es angemessen, funktioniert es? Hat es den richtigen Preis?
- Beim Nehmen: Ist das, was ich nehmen möchte, im Angebot? Ist der Preis angemessen?
Je nach Situation könnte man auch im gemeinsamen Gespräch fragen:
- Sind wir in komplementären Handlungsmodi, so dass ein Austausch leicht stattfinden kann?
Wie so oft beim Führen und Gestalten:
- Schärfen Sie Ihre Wahrnehmung für subtile Signale in der Interaktion mit anderen.
- Seien Sie wohlwollend, wann immer es Ihnen möglich ist.
Das sind beste Voraussetzungen, um zu erkennen, welche Modi gerade dran sind und wann sie sich ändern.
Selbstcoaching für wirksames Führen: Die Handlungsmodi hören sich vielleicht etwas theoretisch an. Aber nur so lange, bis man sie selbst mal in der Praxis ausprobiert hat. Beginnen Sie es einfach: Den Handlungsmodi Aufmerksamkeit geben