Angst auflösen durch Führen

Newsletter  |  April 2025

Wieder einmal zeigt sich für uns, dass Expertise und Erfahrung zu einem Themenbereich kein Ersatz für eigenes Erleben inklusive Leiden und sich-Freuen sein können. Professionell und gewandt sprechen und schreiben wir über qualitatives Wachstum und viele andere Dinge. Was wir aber jetzt aus dem politischen Umfeld jenseits des Atlantik mitbekommen, fährt uns in Mark und Bein. Es lässt uns erstmal verstummen.

Wir befinden uns nicht in der ersten Reihe, wir sehen nicht jeden Tag dem Tod ins Auge. Und dennoch packt uns die Angst. Und wir schämen uns natürlich, das so offen zu sagen. Aber vielleicht ist das schon ein Teil des Phänomens?

Da sind Akteure am Drücker, zu deren Repertoire eine Mischung aus Angst-machen und dem Anspruch auf bedingungslose Unterwerfung gehört. Akteure, die aus ihrer Haltung alles verbannt haben, was mit Zivilisation oder menschlicher Empathie zu tun hat.

Angst auflösen durch Führen

Akteure, die auch absichtsvoll vermitteln, dass sie sich durch absolute Willkür auszeichnen wollen.

Angst machen als Führungsstil?! Das wollen wir nicht hinnehmen, denn eine Angstkultur stoppt jede Weiterentwicklung und ist das Gegenteil von Zukunftsfähigkeit. Schauen wir also mal genauer hin.

Krieg soll Angst machen

Krieg soll Angst machen

Wir können nicht von der Angst der direkt betroffenen, mitten im Krieg lebenden Menschen sprechen, denn das wäre vermessen.

Wir können nur von uns und dem Feld sprechen, in dem wir leben. Zur Zeit wird es bestimmt von Herrschern, die Kriege im engeren Sinn und auch im weiteren Sinn führen. Der eine mit unmittelbar tötenden Waffen und der andere mit Waffen, die nach und nach wirtschaftliche, politische und menschliche Beziehungen irreparabel zerstören. Plötzlich sind wir Teil einer „Organisation“ geworden, in der wir uns eigentlich wohlfühlen, und die wir als unser Zuhause empfinden wollten. Aber in der Realität geschieht genau das Gegenteil: Diese Organisation verbreitet Angst, sie will verstören und gefährden, sie will wegnehmen, und sie will sich gegen die Menschen wenden.

Das Ergebnis: Ein permanenter Schatten von Angst ist immer präsent, zieht kontinuierlich die Aufmerksamkeit auf sich und meldet sich pausenlos auf allen nur denkbaren Kanälen.

Dieses Angstphänomen hat die Kraft, alles zu übernehmen und einen kompromisslos von allem anderen wegzuziehen. Es durchdringt alles, es lähmt, es verengt, es schneidet ab, es droht zu töten. Manche laufen davor weg, andere machen sich unsichtbar – und wieder andere folgen dem Beispiel und werden schnell selbst zu Angstmachern.

Angstmacher sein

Angstmacher sein

 

Es lohnt sich, einen Blick auf die Angstmacher zu werfen.

Angst hat immer mit Beziehungen zu tun, auch wenn die Energien sich unterscheiden können:

>Wenn man ein eher harmloser Angstmacher ist, will man vielleicht jemand anderes stoppen und woanders hinbewegen. Dann wird vielleicht ein Befehl als „Einladung zu neuen Entscheidungen“ getarnt und im Hintergrund mit andernfalls „unumgänglichen“ Nachteilen gedroht.

>Wenn man Spaß daran hat, andere in Angst zu versetzen, geht es um eine Art von Sucht, in der die Angst der anderen für den eigenen Kick sorgt.

>Und dann gibt es die Angstmacher, die zwar andere Möglichkeiten haben, aber befürchten(!), sich nur dann wirklich durchsetzen zu können, wenn sie mit Willkür und Angstmachen regieren. Sie haben Angst, schwach auszusehen. Die spürbare Ambivalenz ihrer Angstbotschaften verstärkt die Angst der Adressaten noch, weil sie zusätzlich verstörend wirkt.

Alles nur Liebe: keine Angst?

 

In religiösen und spirituellen Ansätzen kann man erfahren, dass Liebe das sei, was Angst zum Verschwinden bringe und sie sogar überflüssig mache.

Richtig geliebt zu werden, ist ja auch etwas Feines. Im weiteren Sinne könnte man dann auch von Anerkennung, Wertschätzung und psychischer oder sozialer Sicherheit sprechen.

Aber wie wäre es, wenn die Angst – da sie nun schon mal auftaucht – Botschaften transportiert, die man sonst nicht bekäme? Vielleicht sogar Botschaften, die Signale zum qualitativen Wachsen senden?

Dann ginge es nicht so sehr darum, die Angst zu erklären und ihre vielen Warums zu erforschen. Sondern eher darum, in die jeweilige Angst einzusteigen und sie „sprechen“ zu lassen. Um vielleicht mit Erstaunen festzustellen, dass jenseits von ihr etwas bisher nicht Wahrgenommenes zu finden ist.

Wenn das gelingt, darf die Angst sein, und sie darf ihre Botschaft überbringen, weiterziehen und anderem Wichtigen Platz machen. Vielleicht zeigen sich dann Fähigkeiten und Qualitäten, die Beziehungen besonders gut tun? So dass andere sich geschätzt oder sogar geliebt fühlen könnten?

Alles nur Liebe: keine Angst?
Angst auflösen durch Gast- und Gastgeber-sein

Angst auflösen durch Gast- und Gastgeber-sein

 

Die fatale Wirkung von Angst beruht auch darauf, dass sie überfallartig kommt. Man hat sie nicht bestellt, weil man etwas lernen möchte. Aber ohne Lernen ist sie nicht zu bewältigen.

Wenn man aus der Perspektive der 4+1 Handlungsmodi hinsieht, wird Angst – oh Schreck! – empfangen. Das könnte die massive ganzkörperliche Wirkung von Angst erklären: Bedeutet „empfangen“ doch „aufnehmen, einbauen und entfalten“. Und das hat – leider oder auch zum Glück – mit Verletzlichkeit zu tun.

So paradox es auch klingt, man kann die Entscheidung treffen, aus dieser ungebetenen „Gabe“ Angst etwas zu machen; sie aufzunehmen, einzubauen und zu entfalten. Wie man das tut, bestimmt allerdings nicht mehr die Angst, sondern der eigene Stil. Man entscheidet sich dafür, selbst das Ruder in die Hand zu nehmen, zu führen und zu gestalten.

Es beginnt mit aufmerksamem Wahrnehmen, offener Neugier und Bereitschaft zum Experimentieren. Das ist ein großer Schritt! Denn die Angst attackiert genau diese Möglichkeiten und versperrt den Zugang zu ihnen.

Was kann man tun?

 

Sich dafür entscheiden, etwas zu tun. Verbindung aufzunehmen und Beziehungen zu gestalten, und zwar mit Hilfe der eigenen Gast- und Gastgeber-Qualitäten. Sich drei Fragen zu stellen:

Erstens: Wer ist die Person oder Instanz, die mir Sicherheit gibt und an der ich mich orientieren kann? Mit anderen Worten: Wer ist jetzt gerade mein Gastgeber oder meine Gastgeberin? (Auf keinen Fall der Angstmacher!).

Zweitens: Wer ist die Person oder Instanz, die jetzt gerade von mir Sicherheit und Orientierung braucht? Oder: Wer ist mein Gast?

Und drittens: Was ist der Sinn unseres gemeinsamen Handelns?

Und jetzt kann es lebendig werden: Ich baue eine Struktur von Gast- und Gastgeber-Beziehungen auf und bringe damit Sinn und klare Ausrichtung in das zuvor von Angst gelähmte Feld. Gemeinsam finden wir Wege, um mit der Angst umzugehen und entdecken dabei neue Fähigkeiten und Ressourcen. Auf den aktuellen politischen Bühnen gibt es einige hervorragende Vorbilder für diese Vorgehensweise.

Die Angst ist damit nicht aus der Welt, aber man ist ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert.

Was kann man tun?

Selbstcoaching für wirksames Führen: Angst auflösen durch Verbindung